Die Masterplatz-Problematik
Jährlich ist es mehr als 600 Psychologie-Studierenden nicht möglich, ein konsekutives Masterstudium aufzunehmen. Obwohl Bachelor-Psychologinnen und Psychologen in den psychologischen Tätigkeitsfeldern geringe bis gar keine Möglichkeiten des beruflichen Einstiegs haben, werden von den deutschen Universitäten nicht genug Masterplätze vorgehalten.
Psychologie ist ein äußerst gefragtes Studienfach mit sehr geringer Arbeitslosigkeit unter den Masterabsolventinnen und -absolventen. Seit Jahren weist das Fach flächendeckend eine der höchsten Bewerberzahl in Relation zu den verfügbaren Studienplätzen auf. Dies weist auf die gesellschaftliche Bedeutung der Bereitstellung einer ausreichenden Zahl von gut ausgebildeten Psychologinnen und Psychologen hin. In den vergangenen Jahren gab es vielfach Klagen von Bachelorabsolventinnen und -absolventen, welche keinen Masterplatz erhielten.
Anfragen, die wir an die Wissenschaftsministerien der Bundesländer gerichtet haben, ergaben, dass rund 15% der Studierenden nach dem Bachelorabschluss keinen Masterplatz erhalten. Die Studierenden müssen die Wartezeit deshalb überbrücken, bis sie eine Zusage für den Master erhalten. Doch Praktika werden meist nur für immatrikulierte Studierende angeboten und richtige Jobs gibt es auch nicht. Deshalb arbeiten viele Absolvierenden in der Wartezeit in ausbildungsfremden Berufen. Die Alternative ist ein teures Studium an einer privaten Hochschule. Hier muss man mit Kosten von 10.000€ bis 20.000€ rechnen.
Der Studiengang Psychologie wurde im Zuge des Bologna-Prozesses vom Diplomstudium auf das Bachelor-Master-System umgestellt. Um als Psychologin oder Psychologe tätig zu sein (Äquivalent zum Diplom in Psychologie), müssen Studierende seit der Reform sowohl den Bachelor als auch den konsekutiven Master absolvieren. Auch die Richtlinien des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) bestätigen die Notwendigkeit des Masters für die vollständige Ausbildung von Psychologinnen und Psychologen.
Keine berufliche Perspektive ohne Psychologie-Master
Deshalb bestehen ohne Master geringe, bis keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Studierende, die nach dem Bachelor in Psychologie keinen Masterplatz bekommen, befinden sich also in einem reformbedingten Niemandsland. Darüber hinaus sind die Zulassungsvoraussetzungen und Bewerbungsverfahren der Universitäten keinesfalls vereinheitlicht. Die Konsequenz daraus ist, dass Studierende mit B.Sc. Abschluss nicht an allen Universitäten den M.Sc. Psychologie beginnen können. Außerdem muss jede Hochschule ein eigenes Auswahlverfahren organisieren. Dieses – für Universitäten und Studierende gleichermaßen aufwendige – System könnte durch ein zentrales Vergabesystem deutlich vereinfacht werden.
PsychThG-Reform verstärkt die Knappheit der Masterplätze
Die angespannte Situation ist durch das Inkrafttreten der PsychThG-Reform jedoch auf einem neuen Höhepunkt angelangt. Der Druck auf die Studierenden steigt: Denn neben der Masterplatz-Problematik ist auch die Zeit, in der eine Psychotherapie-Ausbildung absolviert werden kann, begrenzt. Alle Studierende, die das Psychologiestudium vor dem 01.09.2020 begannen, können die Ausbildung Psychotherapie nur noch bis zum 31.08.2032 abschließen.
Ernsthafte Konsequenzen
Studierende klagen vermehrt über hohe psychische Belastung durch die derzeitige Situation. Ängste, Stresssymptome und der Verlust vom Spaß am Studium steigen stetig an.